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 Die Festung Derbent – das Tor der Zeit und ein steinernes Geschichtsbuch der Menschheit

Im Jahr 2003 wurde die mächtige Festung Derbent zusammen mit der Altstadt und den Stadtmauern in die UNESCO-Welterbeliste aufgenommen. Das ist nicht nur eine Anerkennung ihres architektonischen Wertes, es ist ein Zeichen dafür, dass hier ein Teil der Geschichte der gesamten Menschheit bewahrt wird: in den Steinen, die die Heere von Königen und Schahs gesehen haben, in den Gassen, in denen sich der Osten und der Westen begegneten.

Eine Festung am Rande der Welt

An den Hängen des Kaukasus, wo die Berge fast das Kaspische Meer berühren, steht seit eineinhalb Jahrtausenden die Zitadelle Naryn-Kala – das Herz des alten Derbent. Von hier oben eröffnet sich ein atemberaubender Blick: Die uralte Stadt liegt zu Füßen, und dahinter erstreckt sich das endlose Meer – wie ein Spiegel der Zeiten.

Die Festung wurde im 6. Jahrhundert auf Befehl des persischen Schahs Chosrau I. Anuschirwan erbaut. Ihre Mauern zogen sich von den Bergen bis zur Küste hinab und verriegelten wie ein Tor den schmalen Durchgang zwischen Meer und Kaukasus. Deshalb trägt der Ort den Namen „Derbent“, vom Persischen „Darband“ – „verschlossene Tore“.

Крепость Нарынкала Дербент Дагестан Россия

Die grausame Legende der blinden Baumeister

Mit dieser Festung sind viele düstere Legenden verbunden. Eine der bekanntesten erzählt von den Baumeistern, die Naryn-Kala errichteten. Der Schah war so beeindruckt von ihrem Werk, dass er befahl, ihnen die Augen auszustechen, damit sie niemals irgendwo anders etwas Ähnliches erschaffen könnten. Die blinden Meister zogen sich in die Berge zurück und gründeten – so sagt man – ein Dorf, in dem sie ihr Können nur durch Tastsinn, Gedächtnis und Herz weitergaben.

Нарын Кала

Geheimnisse unter der Erde und das Flüstern der Mauern

Einheimische erzählen, dass sich unter der Festung alte unterirdische Gänge befinden, die die Zitadelle mit der Stadt und sogar mit dem Meer verbanden. Manche dienten Spionen zur Flucht, andere als geheime Versorgungswege oder Orte des Gebets. Nachts, so sagen manche, kann man bei den alten Mauern ein Flüstern hören, als ob die Steine ihre Geschichten denjenigen erzählen, die zuhören können.

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Ein Wächter durch die Jahrhunderte

Die Festung hat viele Eroberungen überstanden. Sie wurde von Arabern, Chasaren, Türken, Persern und schließlich von den Russen eingenommen. Jede Kultur hat ihre Spuren hinterlassen: arabische Inschriften, persische Bautechniken – doch der Geist von Derbent ist geblieben: der Geist einer Grenze, eines Kreuzungspunktes der Welt, eines Ortes der Kraft.

Heute ist die Festung Derbent nicht nur ein Freilichtmuseum. Sie ist ein Ort des Gedenkens, der Menschen verschiedener Kulturen und Religionen vereint. Hier finden Festivals, historische Nachstellungen und Pilgerreisen statt. Und jeder findet in diesen Steinen etwas Eigenes: Kraft, Inspiration, Ehrfurcht, Staunen – oder das Gefühl von Heimat.